Ute ist für alles rund um Design zuständig und seit 2020 im Team der bevuta. Ihr Mann Lars war schon vor ihr Teil des Teams – zusammen wohnen sie knappe zwei Stunden Fahrtzeit entfernt vom Kölner Büro. Ist das ein Problem?

Auch Ute hat mir im Rahmen unserer Team-Interviews Fragen dazu beantwortet, wie sie die Arbeit im Home Office empfindet, was ihre Erfahrungen sind und wie ihr perfekter Arbeitsrhythmus aussieht.

Dabei erzählt sie vom Privileg ortsunabhängigen Arbeitens, von der Herausforderung Remote-Kommunikation und von Motivation durch Vertrauen.

Du wohnst weit weg vom Büro in Köln. Wie baust du Kontakt zu deinen Kollegen und Kolleginnen auf?

Zuerst passierte das mehr oder weniger zufällig im täglichen StandUp oder wenn die Arbeit einen zwangsläufig inhaltlich mit den Kolleg*innen zusammengebracht hat – mit Ausnahme derjenigen Personen, mit denen ich von Beginn an eng zu tun hatte. Später hat es sich auch mit manchen Leuten so eingebürgert, dass wir uns einfach mal einige Minuten zum Reden nehmen, nachdem der inhaltliche Teil eines Video Calls mehr oder weniger beendet ist. Das schätze ich sehr.

Eines der wenigen Mankos, die ich bei der remote Arbeit sehe: Dass neue Namen und Gesichter auftauchen, ohne dass man so recht weiß, wer die- oder derjenige jetzt ist und was diese Person macht.

Ich finde es gut, dass es dazu gehört, sich einander dann gegenseitig vorzustellen, wenn man im Standup aufeinander trifft. Zwei, drei Sätze über das Gegenüber zu hören, macht das Miteinander leichter und auch schöner. Aber manchmal kennt man sich eine ganze Weile lang erstmal gar nicht. Ich denke, wir werden in Zukunft auch noch Wege finden, weniger zufällig in Kontakt zu geraten und mehr voneinander zu erfahren.

Wenn du so weit weg wohnst: Warst du überhaupt schonmal im Büro?

Ja, im Herbst 2020 hatte ich meine erste Bürowoche, bevor wir wegen der nächsten Corona-Welle das Büro geschlossen haben. Es war schön, mit einer Vorstellung von Kolleg*innen und auch von den Räumlichkeiten zurück ins Home Office zu gehen, denn das hat eine Verbindung hergestellt.

Inzwischen fahren wir in unregelmäßigen Abständen für eine Woche nach Köln und verbringen dort die Tage im Büro. Diese “Kölner Wochen” mit ihren Begegnungen jenseits des Bildschirms finde ich sehr wichtig, inklusive dem zwanglosen Beisammensein und dem Kölner Lokalkolorit, den sie mit sich bringen.

Welche Vorteile der Remote Work genießt du am meisten?

Zu den größten Vorteilen gehört, dass wir ortsunabhängig wurden. So konnten wir uns aussuchen, wo und wie wir leben möchten, und das empfinde ich als ausgesprochenen Luxus und ein großes Privileg.

Ebenfalls ein unschlagbarer Vorteil ist, dass Pendelfahrten entfallen. Stunden auf der Straße zu verbringen, die weder zur Arbeits- noch zur Freizeit gehörten, war ein großer Stressfaktor vor allem in meinem letzten Job. Ich habe definitiv mehr vom Tag durch die “Fernarbeit”, was sowohl der Arbeit als auch der Erholung zugute kommt. Ich genieße zum Beispiel sehr morgens die Stunde, bevor ich zu arbeiten beginne, mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa – ich brauche diese Zeit zum “Warmlaufen”. Das wäre nicht so entspannt, müsste ich pendeln.

Gut ist natürlich auch, dass man zwischendurch mal Kleinigkeiten erledigen kann - die Waschmaschine anstellen, Pakete annehmen. Und man muss nicht daran denken, ob man alles, was man braucht, fürs Büro eingepackt hat.

Ortsunabhängiges Arbeiten und das Wegfallen von Pendelfahrten sind ein ausgesprochener Luxus für den Arbeitsalltag. #RemoteWork #HomeOffice

Und was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen für Remote Teamwork?

Am meisten fehlt mir sicher die direkte Kommunikation. Zum einen ist das der lockere Plausch an der Kaffeemaschine im Büro, bei dem man dann doch mehr Informationen austauscht, als man eigentlich so glaubt.

Zudem ist es remote auch – trotz gut funktionierender Videocalls und Messaging – anstrengender, zu kommunizieren, weil das im Vergleich zum direkten Gespräch viel mehr Raum für Missverständnisse birgt und man mehr Energie für Interpretation aufwenden muss. Schon im Vergleich zwischen mündlicher und schriftlicher Kommunikation gehen viele Zwischentöne verloren, die einem normalerweise sagen würden, wo man steht, wie etwas gemeint ist und wie die Stimmung ist.

Man muss konkrete Verabredungen treffen, um miteinander zu sprechen, sonst wird das nichts. An einem Tag komplett ohne jeden Videocall mit Kolleg*innen fühle ich mich schnell mal sehr abgeschnitten, auch wenn wir natürlich unser tägliches Standup haben. Es fehlt die Dynamik.

Hast du eine Lieblings-Software, ohne die du nicht leben (na gut, arbeiten) könntest?

Das ist definitiv Figma, die Prototyping- und Design-Software, die wir für UI- und Webseiten-Designs verwenden. Dadurch, dass das Programm webbasiert ist, kann ich alles, was ich erstelle, schnell und unkompliziert anderen zeigen, ohne dass ich dafür meinen Bildschirm teilen muss und die Gegenseite das Ganze eventuell nur in mieser Qualität sieht. Es ist super, um gemeinsam an etwas zu arbeiten, in Echtzeit Dinge miteinander durchzugehen und sie dann auch direkt umzusetzen. Wenn man mal nicht gemeinsam Zeit findet, kann auch jeder im Projekt direkt schriftlich und zielgenau darin kommentieren, ohne dass man kompliziert beschreiben muss, um was es geht.

Auf unsere Videokonferenz-Software Jitsi würde ich auch nicht verzichten wollen. Es ist von Vorteil, die Kollegen wirklich vor sich zu sehen, auch wenn es nur einmal am Tag ist.

Wenn du unsere Art zu arbeiten mit früheren Jobs vergleichst: Was sind die Vor- und Nachteile? Und welche Art der Arbeit magst du lieber?

Von Vorteil ist das Wegfallen dieser Art von harscher Kontrolle, die in vielen mittelständischen Betrieben noch vorherrscht. Als die Corona-Pandemie anfing, konnte man ganz klar sehen, wie sauer manchem der Gedanke von Home Office aufstieß: “Dann weiß ich ja nicht mehr, was meine Angestellten so treiben und ob sie genug leisten.” Dieses Misstrauen sitzt aber generell anscheinend noch ziemlich tief in der DNA bestimmter Betriebe. Das darf man natürlich nicht haben, wenn man das Arbeiten von zu Hause in großem Maßstab ermöglichen will. Ich weiß das Vertrauen zu schätzen, das die Möglichkeit zum Home Office mit sich bringt. Es motiviert enorm.

Das Kontra ist ein Mangel an Gemeinschaftsgefühl, deswegen finde ich die Kölner Wochen wichtig. In der reinen Art zu arbeiten, ergibt sich für mich kein großer Unterschied zwischen dem Büro und meinem Arbeitszimmer, fachlich-sachlich geht beides. Aber sich zu treffen und das Gefühl zu haben, zugehörig zu sein, ist einfach intensiver, wenn man sich gegenübersteht und einen gemeinsamen Arbeitsmittelpunkt hat.

Für mich überwiegt der Vorteil des Home Offices, aber ich würde nie auf die Bürowochen verzichten wollen. Beides zusammen macht die Sache rund.

Im Wechsel zwischen #HomeOffice und Bürowochen lässt sich maximale individuelle Flexibilität mit Gemeinschaftsgefühl kombinieren. #RemoteWork #HybridWork

Würdest du ohne die Möglichkeit zur Remote Work überhaupt in der bevuta arbeiten?

Allein wegen der räumlichen Distanz wäre es schwierig gewesen, nicht remote zu arbeiten. Das ganze Arbeitsverhältnis war von Beginn an so ausgelegt, dass ich von zu Hause aus arbeiten kann, weil es für uns nicht in Frage kam, dass wir nach Köln ziehen. Also ja, vermutlich hätte ich den Job nicht annehmen können, wenn er mir nicht in genau dieser Form angeboten worden wäre.

Dann freuen wir uns umso mehr, dass wir dieses Angebot machen konnten! :-)




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